Sehr geehrte Frau Böhm,
seit Ende vergangenen Jahres bin ich Mitglied im Ortsverband von Bündnis90/DieGrünen in Bad Honnef. Als Biologin und Fießgewässerökologin mit ökologischer Ausrichtung (Fließgewässer- und terrestrische Ökologie und Zoologie) laufe ich natürlich aufmerksam durch unsere Stadt. Oft bin ich entsetzt über den Grad der Versiegelung insbesondere im Zuge von Neubauvorhaben. Statt Gartengrün finden sich häufig halbtote Schotterwüsten mit schicken Einzeltopfarrangements oder Kunst verziert. Offenbar fehlt uns Bad Honnefern oftmals das Bewusstsein für die Bedeutung strukturreicher und vilefältiger naturnaher Gärten für Artenvielfalt, Klimaschutz und Erholungseignung in unserer Stadt.
Ich wohne jetzt seit über 20 Jahren in Bad Honnef. Vielen „alten Honnefern und Selhofern“, die in den Nuller Jahren noch ihre Gärten pflegten, war es noch eine Selbstverständlichkeit Zeit im Garten zu verbringen, Blumen, Kräuter und Gemüse zu ernten und die Singvögel im Garten beim Namen zu kennen. Doch Oma und Opa leben nicht mehr. und häufig fehlt auch der Bezug zum Garten durch Wechsel des Besitzers und natürlich durch Veränderungen der Arbeitswelt, in der freie Zeit rar und Freizeitangebote vielfältig sind. Viele Gartengrundstücke sind darüberhinaus heute bebaut und ehemalige Vorgärten zu Stellpätzen umfunktioniert (besonders auffällig auch in Selhof).
So empfinde ich, dass das reiche Bad Honnef in den letzten beiden Jahrzehnten an ökologischer Vielfalt verarmt ist. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass Bad Honnef Teil der „Kommunen für ökologische Vielfalt“ ist. Gibt es denn hier noch laufende oder geplante Projekte?
Heute wollte ich an Sie herantreten mit der Frage, ob nicht dringend weitere Maßnahmen ergriffen werden sollten, um das Bewusstsein unserer Öffentlichkeit zu erhöhen und wenigstens in städtischen Grünflächen beispielhaft vorzugehen. Auch wäre ja die Grünflächengestaltungssatzung ein wichtiges Instrument, um die Ausdehnung von Schotter- und Planengärten in Zukunft einzuschränken. Sie als Fachfrau könnten hier sicher einen wichtigen Beitrag leisten.
Der Ortsverband der Grünen hat Ende Januar einen Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung mit Ulrike Aufderheide organisiert. Trotz des Schneewetters war der Vortrag gut besucht, was uns sehr gefreut hat. Ein erster Beitrag also zur Bewusstseinsbildung unsererseits, dem noch weitere folgen könnten, gerne auch in Zusammenarbeit mit der Stadt.
Da leider niemand aus der Stadtverwaltung am Vortrag teilnehmen konnte, haben Christiane Guth und Karin Telohe Herrn Pinto das Buch „Öffentliche und gewerbliche Grünflächen naturnah“ von Ulrike Aufderheide übergeben, in der Hoffnung, dass es weitere Anregungen für eine nachhaltige und ökologisch verträgliche Stadtplanung in Bad Honnef bietet.
Es wäre schön, wenn wir gemeinsam die Lebensraumvielfalt für die heimische Tier- und Pflanzenwelt verbessern könnten. Wir als Bündnis90/Die Grünen werden unseren Beitrag dazu leisten und würden uns über Ihre Rückmeldung freuen.
Im Namen des Ortsverbands mit freundlichen Grüßen
Dorothee Hardt
Diplom-Biologin
Bad Honnef