Kompost machen – warum? Und wie geht das eigentlich?

Für das Kompostieren von Garten- und Haushaltsabfällen gibt es wirklich gute Gründe:

1. Für fast alles, was Sie im Garten anpflanzen, in Kübel oder auch in Blumentöpfe tun, ist Kompost guter Dünger. Nicht nur Ihre Tomaten gedeihen besser – aber auch die. Wenn Sie ihn brauchen, haben Sie Kompost vorrätig. Direkt um die Ecke.

2. Sie sparen die Gebühren für die braune Tonne. Komplett. Denn alles, was sie da hinein stopfen (dürfen), ist auch richtig auf Ihrem Komposthaufen. Alles. Natürlich sparen Sie auch noch, weil Sie diverse Säcke Garten- oder Blumenerde eben nicht kaufen müssen. Und ganz viel weniger Dünger.

3. Sie tun etwas für die Umwelt. Genau Sie – und durchaus wesentlich. Weniger Mülllaster fahren weniger Kilometer. Weniger Fläche wird bei der RSAG gebraucht. Weniger Müll, der eigentlich kompostierbar wäre, verirrt sich in den Restmüll und damit in die Verbrennung; weil Sie es sich selbst leicht machen mit Ihrem Haufen ums Eck. Kaum noch Chemie wird als Dünger in die Beete gekippt. Torfpakete werden obsolet, die letzten Moore geschont. Und Sie bieten Arten ein Zuhause – sogar ziemlich vielen.

4. Es bringt Genuss und Komfort. Alles schmeckt besser, von allem gibt’s mehr. Wer das nicht glaubt, probiere es mal bei Erd- und Johannisbeeren, bei Tomate und Paprika. So als Schnupperkurs des Öko-Gärtnerns. Oder schwatzen sie den Nachbarn einen Eimer feinen Kompost ab, verteilen ihn auf einen Teil Ihres Rasens und gucken 6 Wochen später auf den Unterschied.

5. Es ist komfortabel. Eimer nah dabei, z.B. an der Terrassentür. Weniger Fahrten zum GartenCenter, weniger Schleppen. Nie mehr die braune Tonne hin- und herziehen.

Der richtige Platz und die überlegte Anlage helfen:

Nicht zu nah am Haus (> 8 m) planen und nicht so, dass der Wind die Gerüche zu Ihnen trägt.

Der Untergrund sollte eben sein, auf ihm sollte Wasser nicht stehen bleiben. Mehr nicht, Befestigung macht wenig Sinn. Aber…. Sie sollten hinkommen ohne Macheteneinsatz.

Ein, zwei oder drei Felder? Jedes braucht über den Daumen gepeilt 1 Quadratmeter. Bei dreien ist später stets mindestens ein Feld reif und sofort verwendbar, eins kurz davor oder auch reif, eins nimmt das frische Material auf. Bei zwei Feldern ernten Sie von einem, während Sie das andere auffüllen. Auch ein Feld bringt Kompost, wobei Sie halt mehr umschichten und auf stete Verfügbarkeit verzichten müssen. Es ist eine Frage des Komforts und der Menge anfallenden Materials.

Wenn Sie die preiswerteste Umfriedung aus Nadelholzlatten nehmen, dann kostet Sie jeder komplette Rahmen ca. 20 € regulär und etwas weniger im Angebot. Gut 10 Jahre hält so ein Lattenrahmen, vorausgesetzt Sie setzen die untersten Latten sauber auf dem Boden auf. (Ggf. schieben Sie von Anfang an ein paar Steine unter die Ecken; die Anlage wird Ihnen die jetzige Sorgfalt bereits im dritten oder vierten Jahr danken und nicht wiederholt unter Schweiß korrigiert werden müssen.)

Im Baumarkt gab es tolle Plastikcontainer für 89 € und raffinierte „Schnellkomposter“ für kaum mehr? Wir raten Ihnen gleich aus drei Gründen ab: In den „Schnellkomposter“ passen vielleicht 200 Liter (reicht grad mal für ein besseres Katzengrab), in jeden Lattenrahmen locker > 500 Liter. Kompostieren hat zudem etwas mit Durchlüftung zu tun – da liegt der Lattenrahmen vorn. Und mal ehrlich: Glauben Sie, dass Ihnen der Plastikklotz im Garten auch noch nach 5 Jahren und länger noch gefällt, wenn er vor Schmutz starrt, die Ecken brechen und Bordeauxrot gar nicht mehr modern ist? Oder dass es Spaß macht, wenn die Forke mal wieder im Maschendraht klemmt?

Also ein ganz klarer und entschiedener Ratschlag: Nehmen Sie die Lattenrahmen. Die sehen natürlich aus und verbessern ihre Optik mit dem Altern. Und sie funktionieren klasse. Wenn Sie den Platz haben, so leisten Sie sich 2 Felder. Wenn Sie aktiv gärtnern und gern auch Kübel bepflanzen, so schwelgen Sie mit 3 Feldern im Luxus der Verrottung.

Machen Sie es von Anfang an richtig:

– Nehmen Sie die organischen Abfälle aus Haus und Garten. Kartoffel- und Gurkenschalen, jedweden Gemüseschnitt, Obstreste, Eierschalen, gebrauchte Kaffeefilter und Pads, Tee, sogar Tabakreste, Holzschnitt (gern geschreddert), Rasenschnitt, Unkraut und Blumenreste, Laub, Stroh etc..

– Gekochtes gehört wie alle zubereiteten Speisen und Fleisch oder Käse nicht auf den Komposthaufen. Brot auch nicht. Denn das zieht Ratten und andere unliebsame Gäste an. (Auch das Katzen-WC bitte woanders leeren.)

– Werden Sie schlau aus Erfahrung. Zitronen- und Orangenschalen verrotten zu langsam, Kokosnussschalen tun dies fast gar nicht und werden zu Spatenkillern. Pfirsich- und Pflaumensteine auch. Sie werden selbst Gepflogenheiten entwickeln, was Sie drauftun und was nicht…. Eine/r sieht dort die Schalen der Weihnachtsnüsse unbedingt, Anderen tun die Zähne weh, wenn diese mit Metall von Werkzeug kollidieren.

– In die unterste Lage gehört etwas Lockeres, damit Luft hinein kann und Staunässe (= faulender Morast) nicht entsteht. Zweige oder geschredderte Holzreste. Oder Heckenschnitt. Das ist WICHTIG.

– Vermutlich haben Sie Wiese oder Rasen. Wechseln Sie ab: Eine lockere, durchlüftete Schicht aus Zweigen – dann Grasschnitt und danach wieder etwas Lockerndes/Luftiges. Mit Laub halten Sie es genauso, denn auch das „verstopft“ Ihren Haufen in zu massiver Dichte.

– Ein Eimer in der Küche kann Gemüsereste oder verdorbenes Obst aufnehmen – wofür er einen Deckel braucht. Größer kann der Eimer vor der Terrassentür sein, der gegen Gerüche aber auch den Deckel braucht. Ansonsten müssen Sie schon mal rüber zum Kompost laufen – können sich aber mit dem Gedanken trösten, dass das Schieben der schweren Tonne entfällt.

– Den Haufen selbst schichten Sie schon mal um. Doch nicht zu oft, denn die den Kompost produzierenden Tierchen und Organismen brauchen Ruhe und Zeit. Machen Sie sich Ihr eigenes Kompostmanagement, werden Sie Chef des Haufens. Wobei Ihnen mehrere Felder schon helfen, denn dann können Sie Reifendes reifen lassen und das Frischere schlau konfigurieren. Die Regie ist bei Ihnen….

– Lernen Sie Ihre Helfer kennen. Der größte ist der Regenwurm als fressende Humusmaschine à la Durchlauferhitzer, das sonstige Gewimmel und Gewusel begrüßen Sie bitte ausdrücklich und freuen sich über dessen Zuwachs. Mikroskopische Organismen sehen Sie nicht; aber gut zu wissen, dass sie da sind und wachsen und verdauen und damit sogar Geruch verhindern oder minimieren.

– Ein Spaten und eine Forke sind das, was Sie zum Umschichten brauchen. Gibt es bei Aldi & Konsorten sogar aus Edelstahl zum kleinen Preis. Wie wär’s mit ein wenig „spätrömischer Dekadenz“ nach Westerwelle: Wenn Sie wollen, lassen sie Spaten und Forke doch bei Wind und Wetter im Haufen stecken wie Gabel und Messer im Essen. Die werden zwar schneller vergammeln und Sie brauchen an anderer Stelle Duplikate, doch es sieht lässig und lasziv aus – und fühlt sich auch so an.

– Nichts verschwenden sollten Sie dagegen bei „Kompostbeschleunigern“ und sonstigem Zauberkram. Brauchen Sie nicht (oder vielleicht nur in den teuren Plastikzylindern). Denn Sie haben ja gut durchlüftet, und so werden die Helfer kommen. Von allein. Oder nehmen Sie drei Schüppen fertigen Komposts und helfen Sie dem frischen durch Untermischung auf die Sprünge.

– Ab und an betrachten Sie die Schichtung. Durch die Latten. Dann sehen Sie gut, was Sie angerichtet haben. Und beginnen Sie zu philosophieren, dass durch Verrottung des gerade noch frisch duftenden Grüns das begehrte Produkt entsteht und umso mehr an Reiz gewinnt, als es an Gestalt und Struktur einbüßt…. Oder sonstwie. Oder ganz anders. Aber erzählen Sie diese Ihre Theorie den weniger Kompost-Befugten Ihres Haushalts; die werden Sie bewundern und sich verwundern.

Was sonst noch zu beachten ist:

Lassen Sie sich nichts erzählen: Guter Kompost braucht schon ein Jahr. Oder auch zwei. (Alle Zeitangaben im Katalog des GartenCenters sind nur Reklame.)

Reifer Kompost ist krümelig wie lockerste Erde. Nur so einer gehört auf den Rasen gestreut und wird binnen Tagen in dessen Oberfläche restlos eingearbeitet. Zur Not werfen Sie Ihr Produkt zuvor durch ein Sieb.

Aber Sie können schon ein wenig variieren. Und noch nicht ganz perfekt zersetzte Masse einsetzen. Finden Sie es selbst heraus. Geduld kann hier nicht schaden.

Insbesondere durch das Maß an Laub und dessen Beschaffenheit bestimmen Sie die Dauer des Reifeprozesses. Buchenblätter rotten schnell, Palmwedel oder feste Eichenblätter sehr langsam, lederne Stechpalmenblätter halten den Laden so richtig auf. Außerdem mögen Mengen von Nadeln noch akzeptabel sein, der grob zerhackte Tannenbaum braucht tausend Tage.

Leider erst sehr spät merken Sie, wo Sie sich selbst im Wege standen. Kleinste Rankhilfen aus Kunststoff, Drähte aller Art, nicht aussortierte Steine, Lametta machen ewig Ärger, weil sie sich einfach nicht zersetzen. Selbst der Jutebeutel um den Wurzelballen bleibt dem Komposthaufen lieber fern.

Tipps sind gut. Zum Beispiel der, dass Gemüseschalen und Küchenreste weniger Maden im Eimer (als Zwischenlager, Sie erinnern sich) anziehen, wenn sie in Zeitungspapier dünn eingewickelt sind. Oder Eierkarton. Oder handelsübliche Gemüseschalen aus saugender Pappe. (Wobei die Quantität der Wurmbevölkerung im Eimer-Biotop an heißen Sommertagen explodiert.)

Mag sein, dass Sie begehrlich werden. Ein Schredder (100-200 €) wäre gut und macht dem motor-affinen Herrn Spaß. Das bereits erwähnte Sieb ist auch eine Option. Doch darüber hinaus fällt mensch nicht mehr viel ein. Und Sie haben ja Geld gespart beim Kauf der Latten statt des unnützen Plastikzeugs.

Im Frühjahr beim ersten Umschichten lassen Sie bitte große VORSICHT walten. Nicht selten ist Ihr Komposthaufen dann noch bewohnt. Von Winterschläfern. Das betrifft sowohl die üblichen Verdächtigen wie auch dort kaum erwartete Tierarten; Forke oder Spaten, energisch in die Masse gerammt, machten schon mancher auch wirklich großen Kröte den Garaus.

Zuletzt denken Sie an Synergien und Zusatznutzen. Zumindest Kürbis aller Art fühlt sich auf dem Komposthaufen wohl und sieht gut aus. Einfach drauf pflanzen.