UNERWARTETER ZUZUG: UN Orchideensekretariat ab 2017 in Brüngsberg

Obwohl von den sogenannten gut informierten Quellen nicht immer begeistert sind wir diesmal positiv überrascht: Dem Vernehmen nach noch im April soll der Honnefer Verwaltungsspitzenmann Jopa Vedders einen Vertrag mit dem stv. UN-Generalsekretär Jan Eliasson zeichnen, der das Orchideensekretariat der Vereinten Nationen nach Bad Honnef holt.

In einem solchen Fall haben auch die Grünen nichts gegen Luftreisen. Hier auf ein Schiff als deutlich umweltverträglicheres Verkehrsmittel auszuweichen würde eine große Zukunftschance für unsere Stadt gefährden. Denn bereits Ende März läuft der Vertrag zwischen UN und Vietnam als bisherigem Domizilierer (dem Sekretariat den Standort zur Verfügung stellende Nation) aus, und die neue Vereinbarung soll bereits zum 01.04. unterschrieben sein und greifen.

Die Bürgermeisterin vermittelte der UN das ehemalige SeniorInnenheim in Brüngsberg als neues Residenz. Da sich das Orchideensekretariat bescheiden gibt und den Ergänzungsbau der Verwaltung nicht höher als fünf Stockwerke plant, sind keine bau- oder genehmigungsrechtlichen Dissonanzen zu erwarten. Schwierigkeiten bereiten allerdings die benachbarten landwirtschaftlichen Betriebe; sie erwarten Gleichbehandlung mit der UN, die 17 Hektar Gewächshäuser unter Glas errichten darf. Die Allianz verwies auf Qualität und Quantität der zu erwartenden neuen Arbeitsplätze – das Orchideensekretariat sei hier nicht mit dem UN-Wüstensekretariat und dessen geringem Platzbedarf im ehemaligen Bonner Regierungsviertel zu vergleichen, denn dort würde die Wüstenbildung gerade bekämpft; in Brüngsberg jedoch ginge es um Förderung – also das Gegenteil von Eindämmung. Und Förderung bräuchte Raum für Zucht und Entwicklung.

Darüber hinaus ist bisher allein die Verbreiterung der Schmelztalstraße in der Fraktionsvorsitzendenrunde abgenickt worden. Einmütig, denn der Ausbau geschieht aus Fördertöpfen der Weltbank/FED. Es sei den ortsunkundigen internationalen Beamten nicht zuzumuten, eine solch unfallträchtige Trasse mehrfach pro Woche passieren zu müssen – zumal die UN-Mitarbeiter ggf. aus Ländern stammen, in denen weder der dichte deutsche Verkehr noch der genauso dichte Deutsche Wald überhaut vertraut seien.

Entschiedener Widerstand regt sich allein aus der ehemaligen Anti-Nationalparkinitiative des Professor M.. „Eine Gattung wie die der Orchideen, in der wesentliche Arten sich über zwei hodenförmige Wurzelknollen definieren, ist nicht geeignet, Ordnung und Frieden im Siebengebirge zu wahren….“ Überhaupt seien „Bezeichnungen wie Manns-Knabenkraut, Einfaches Knabenkraut, Echtes Knabenkraut, Geflecktes Knabenkraut, der Bienen-Ragwurz oder das Schwertblättrige Waldvögelein doch eher als Anzüglichkeiten denn als seriöse Blumennamen zu bewerten.“ Er hätte auch keinen Frauenschuh oder gar phallistische Anturien zuhause, meint der Professor – und vergisst dabei, dass Anthurium Scherzerianum als Flamingoblume wie auch die Aronstabgewächse nicht zur Gattung der Orchideen zu zählen sind.

Ein Sprecher des Weihnachtsbaumhofes Klaus Stockhausen misstraut der UN noch: Wenn sie schon mit 17 Hektar anfangen, dann wollen sie noch mehr. Wir jedenfalls werden uns nicht kalt enteignen lassen. Die prächtigste Orchidee ist kein Ersatz für den geschmückten Festbaum. Ein Käfer mag ein Dutzend Spoiler tragen – er bleibt Käfer und wird nie zum Porsche.“

Anders am westlichen Kreisel. Edeka ist vorbereitet. „Orchideen – Kleinigkeit: Alles vom geföhnten Knabenkraut bis zum Blassrosa Schniedel-Wurz auf Lager!“ Die Freie Wähler-Gemeinschaft FWG wird in ihrer Mitgliedschaft noch eine Urabstimmung durchführen, um ihren Vertreter im Bezirksausschuss „massiv im Votum zu binden“. Spontanen Versuchen aus Rhöndorf, das UN-Sekretariat doch noch als sinnvolle Nutzung der dortigen Villa Schaaffhausen zu gewinnen wegen „überragender Affinität der meist traubenförmigen Orchideenblütenstände zum hiesigen Wein“, begegnete der Ausschuss mit entschiedener Abfuhr.

Zu verdanken hat Aegidienberg diesen Zuschlag den acht Orchideenarten, die im Siebengebirge heimisch sind. UN-Vizegeneralsekretär Eliasson: „Eine solche Vielfalt dieser edlen Blumen, die sich nicht selten auf Bäumen erheben, jedoch nie Schmarotzer sind, bietet mancher tropische Regenwald nicht.“ Gemunkelt wird jedoch, dass Eliasson als ehemaliger schwedischer Außenminister auf Synergieeffekte hofft zugunsten eines verstärkten Schutzes des Nordischen Streifenfarns, der sich den Stenzelberg als südlichstes europäisches Vorkommen wählte. Letztendlich ging das UN-Orchideensekretariat überhaupt erst auf die Suche nach einem neuen Standort wegen Unstimmigkeiten im Verständnis des Handels mit Klimazertifikaten. So deklarierte die Sozialistische Republik Vietnam ernsthaft ganze ehemalige Waldareale als Wildnisgebiete und wandelte damit mühsam zivilisiertes Gelände zu unwegsamem Dschungel. Das konnte und wollte die mächtige Wirtschaftsabteilung der Vereinten Nationen nicht akzeptieren – würde in solchen Regionen doch ambitioniert Palmöl kultiviert und damit die Versorgung mit Industriefett und Tierfutter gesichert.

Die Raiffeisenbank ruft die Bevölkerung auf, für die jüngst entdeckte Orchideenart in einem Wettbewerb einen fantasievolleren Namen zu finden als „Jillien-Wurz“, wie es das Sekretariat selbst als Willkommensgabe plante. Die dann frisch gekürte Orchidee könne auf den 6 Hektar des Broder Kronsberges in größerer Anzahl gepflanzt werden, um dort in einem kompakten Nationalpark der neuen Generation zu demonstrieren, was das Siebengebirge auch auf unerwartetem, exotischem Feld zu bieten hat.